Rhythmus von Arbeit und Ruhe

Archiv 2025

In den Zehn Geboten im 2. Buch Mose heißt es: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage.“ Die zentrale Botschaft dieser Bibelstelle ist: Ein ausgewogener Wechsel zwischen Arbeit und Ruhe ist für uns Menschen wesentlich. Dabei betont der biblische 7-Tage-Rhythmus nicht primär die Länge eines einzelnen Arbeitstags, sondern vielmehr die Balance über die Woche hinweg. Im Mittelpunkt stehen ein gesunder Lebensrhythmus und ein ganzheitlicher Blick auf Arbeit, Zeit und Erholung.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Als Mutter bin ich dankbar für die Flexibilität, die mir mein Arbeitgeber bereits heute ermöglicht. Ich kann meinen Kalender selbstbestimmt gestalten und familiäre Bedürfnisse gut integrieren. Gleichzeitig spüre ich immer deutlicher, wie essenziell klare Grenzen sind – sowohl sie sich selbst zu setzen als auch, dass mein Arbeitsumfeld sie respektiert. Bei einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit besteht die Gefahr, dass die bereits geleistete Wochenarbeitszeit aus dem Blick gerät und eigentlich erwerbsfreie Zeit von schlechtem Gewissen oder Mehrarbeit überlagert wird. Gesetze Grenzen könnten verschwimmen.

Soziale Gerechtigkeit

Was für manche Arbeitnehmende ein großer Gewinn an Freiheit und Gestaltungsspielraum ist, kann sich für andere negativ auswirken. Mehr Selbstbestimmung birgt immer das Risiko der Selbstausbeutung. Arbeitgeber stehen hier in besonderer Verantwortung, einer zunehmenden Entgrenzung entgegenzuwirken – nicht nur in flexiblen Berufen, sondern insbesondere in jenen Arbeitsfeldern, die stark fremdbestimmt sind. Gerade in ohnehin prekären Beschäftigungsverhältnissen könnte eine Wochenhöchstarbeitszeit bestehende Belastungen sogar verschärfen.

Selbstbestimmung und Grenzsetzung als zentrale Voraussetzung

Eine Flexibilisierung der Höchstarbeitszeit hat das Potential besser auf individuelle Lebensrealitäten einzugehen. Wird sie selbstbestimmt und bewusst organisiert, kann sich das positiv auf die Zufriedenheit und Gesundheit von Beschäftigten auswirken. Doch ein genauer Blick ist nötig - vor allem auf Branchen und Tätigkeiten, in denen Selbstbestimmung aus strukturellen Gründen kaum möglich ist, die tendenziell bereits von Prekarisierung betroffen sind. Denn Selbstbestimmung und Grenzsetzung sind zentrale Voraussetzungen, um einen gesunden Lebensrhythmus zwischen Arbeit und Ruhe zu finden und zu wahren.

Laura Bekierman